Der Begriff Ergo kommt in diesem Zusammenhang nicht aus dem lateinischen, wo es für „folgern“, „folglich“, steht, sondern aus dem griechischen. Hier hat Ergo die Bedeutung: „Arbeit, Werk, Handlung“.

Ergotherapie ist Heilung durch Handlung.

Schon im Mittelalter konnten Mönche, die sich psychisch kranker, bedürftiger oder Menschen mit Behinderung annahmen, beobachten, dass es einen sehr positiven und heilenden Effekt auf die Stimmung hatte, wenn die Menschen einer für sie sinnvollen oder der Gemeinschaft dienlichen und erfüllenden Tätigkeit nachgehen konnten. Damals waren dies häufig Arbeiten im klostereigenen Garten. 

Die körperliche Arbeit an der frischen Luft im Tageslicht hatte den Effekt des eigenen Spürens und Erlebens, die Erfolge durch die Ernte, Zubereitung und Verköstigung der eigenen Kräuter und Gemüse hatte etwas höchst Erfüllendes. Die Wertschätzung der Arbeit durch andere steigerte das Selbstwertgefühl. Regelmäßige Arbeitsabläufe gaben Sicherheit und Struktur. Arbeit wurde als eine bereichernde Erfahrung auf sinnlicher, mentaler, körperlicher und emotionaler Ebene erfasst.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Beobachtung in Chicago in das Konzept der ersten Berufsbeschreibung in der ersten Berufsschule der heutigen Ergotherapie einbezogen. Zunächst nannte man diesen Beruf Beschäftigungstherapie oder Arbeitstherapie, da man feststellte, dass psychisch kranke Menschen durch die Arbeitsteilhabe eine deutliche Verbesserung ihres Zustands erreichen konnten.

Nach 1947 wurden in Deutschland Beschäftigungstherapeut*innen ausgebildet. Ziel war es, die durch den Krieg traumatisierten Soldaten zu behandeln. Seit 1999 wurden in der BRD die Berufe Arbeitstherapie und Beschäftigungstherapie zu einer einheitlichen Berufsbezeichnung der Ergotherapie zusammengefasst.

Im COPM (Canadian Model of Occupational Performance), dem kanadischen Modell der Betätigungs-Performanz, welches ab den 80-er Jahren immer weiterentwickelt wurde, werden drei wesentliche und für den Menschen bedeutungsvolle Betätigungsbereiche definiert: 

Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit.

Diese drei Bereiche sollen in einem sinnvollen und ausgewogenen Gleichgewicht stehen. 

In der heutigen ergotherapeutischen Praxis wird klientenzentriert, also am Bedürfnis der Patient*innen orientiert, analysiert, welche dieser drei Bereiche beeinträchtigt sind und welche Probleme sich daraus im Alltag, auf der Arbeit, in der Freizeitgestaltung, im sozialen Miteinander, in Beziehungen und der Selbstversorgung ergeben. Gemeinsam mit den Patient*innen, werden individuelle Ziele formuliert und durch Beratung, Anpassung und spezifische Aktivitäten soll die Lebensqualität verbessert werden und eine Teilhabe an der Gesellschaft, sowie Handlungsfähigkeit im Alltag erreicht werden.